Kurz empfohlen: Welche Software für 3D Planung und Arbeiten in VR?

Die Digitalisierung hält in nahezu allen Bereich Einzug und entwickelt mit der virtuellen Realität ein durchaus nützliches Hilfsmittel für Planung, Organisation und Besprechung. Die aufgeführten Programme sind erste Anhaltspunkte für die räumliche Entwurfsarbeit in VR und ermöglichen einen einfachen Einstieg in die virtuelle Welt.
Grundsätzlich müssen bei der Arbeit mit 3D-Daten für oder mit VR unterschiedliche Herangehensweisen unterschieden werden:

  • Im 3D-Modelling werden Objekte auf Polygon-Basis erstellt. Dies eignet sich vor allem für die Darstellung in Game Engines und in VR. Hier liegt das Augenmerk vor allem in der visuellen Darstellung.
  • Beim 3D-CAD liegt der Schwerpunkt in der maßhaltigen Konstruktion dreidimensionaler Objekte und Räume. Der dabei entstehende Detaillierungsgrad ist häufig für die direkte Nutzung in VR oder Game Engines ungeeignet. Teilweise gibt es spezielle Plug-Ins oder Anwendungen für die VR-Darstellung von CAD-Modellen. Für die Nutzung in Game Engines und VR müssen die Daten in der Regel konvertiert und vereinfacht werden. Die Vereinfachung kann beim Export oder in 3D-Modelling-Anwendungen stattfinden.
  • Für die Besprechung von räumlichen Entwürfen gibt es Anwendungen, die es mehreren Nutzer:innen gleichzeitig ermöglichen 3D-Daten in VR zu betrachten und miteinander zu diskutieren. Auch für diese Anwendungen sind CAD-Daten meist ungeeignet und müssen vereinfacht werden.

3D-Modelling

Blender 3D: www.blender.org
Blender ist eine kostenfreie Open Source Software zum Erstellen von dreidimensionalen Objekten. Mit ihr können Körper modelliert, texturiert und animiert werden. Die Ergebnisse lassen sich als Filme, Bilder oder 3D-Daten exportieren. Für die Besitzer:innen einer VR-Brille, bietet Blender auch die Möglichkeit die Objekte im laufenden Arbeitsprozess in VR zu überprüfen ohne sie in ein externes Betrachtungsprogramm oder eine Game Engine exportieren zu müssen. Diese Funktionalität kann Gestaltungsprozesse enorm vereinfachen und beschleunigen. Aufgrund der Komplexität der Anwendung und des gewöhnungsbedürftigen Interfaces ist der Einstieg nicht unbedingt einfach, aber durch die sehr engagierte Community gibt es zahlreiche Tutorials und kostenfreie Online-Kurse.

Cinema 4D: https://www.maxon.net/de/cinema-4d
Einen leichteren Einstieg in die Modellierung von 3D-Objekten bietet Cinema4D mit seiner intuitiven Bedienoberfläche. Auch hier gibt es viele Einstiegshilfen und Anfänger-Tutorials. Das Programm erfreut sich vor allem bei Motion Designern einer hohen Beliebtheit und ermöglicht das Ausrendern von stereoskopischen 360-Grad Bildern und Videos. Zur Zeit bietet Cinema4D noch keine direkte VR-Schnittstelle, so dass 3D-Objekte zur Ansicht in einer VR-Brille exportiert werden müssen. Die Anwendung ist kostenpflichtig, für Studierenden und Hochschulen sind kostenlose EDU-Version erhältlich (für Studierende fällt pro Semester eine Aktivierungsgebühr an).

Interface Blender

CAD und Konstruktionsprogramme

SketchUp: https://www.sketchup.com/de
Intuitive und übersichtliche 3D-Design Software zur Erstellung von 3D-Modellen, Entwürfen und entsprechenden Übersichtszeichnungen. Software kann mit zahlreichen kostenlosen und kostenpflichtigen Plugins erweitert werden und bietet sich hervorragend zur Erstellung von virtuellen Bühnenbildmodellen an. Eine angegliederte 3D-Bibliothek ermöglicht die Einbindung von bereits vorhandenen Modellen, die von der Community zur Verfügung gestellt wurden. 

VR-Sketch: www.vrsketch.eu
Kostengünstiges VR-Plugin für SketchUp mit zahlreichen Funktionen, um gestaltete 3D-Modelle mit einem VR-Headset anschauen und bearbeiten zu können. Hilfreiches Tool zur Umsetzung einer virtuellen Bauprobe, da Besprechungen und Veränderungen in der virtuellen Realität einfach umgesetzt werden können.

Vectorworks: www.vectorworks.net
Vielseitiges und umfassendes CAD-Programm mit zahlreichen Zusatzfunktionen zur Veranstaltungs- und Bühnenbildplanung. Mit dem speziell auf die Theater- und Veranstaltungsbranche angepasstem Modul “Spotlight” können Dekorationen und z.B. auch Licht in 3D entworfen, gestaltet, visualisiert und konstruiert werden. Durch die Ableitungsfunktion können im Anschluss zweidimensionale Zeichnungen und Pläne ausgegeben werden, die sich bei nachträglichen Veränderungen am 3D-Modell automatisch aktualisieren. Vectorworks besitzt eine große Bibliothek an veranstaltungsspezifischen Normmaterialein (z.B. Traversen und Podeste) und einen kostenlosen WebViewer für Vectorworksmodelle, um Zwischenstände und Ergebnisse ohne zusätzliche Software präsentieren zu können.

AutoCAD: https://www.autodesk.de/products/autocad/
Klassisches und umfangreiches 2D CAD Zeichenprogramm mit 3D-Editor. Sowohl 2D-Skizzen als auch umfangreiche Konstruktionszeichnungen können in der 2D-Umgebung erstellt werden. Ebenfalls können einfache 3D-Modelle im 3D-Editor erstellt, visualisiert und auf 2D-Zeichnungen abgeleitet werden.

Fusion: https://www.autodesk.de/products/fusion-360/
Intuitives und professionelles Konstruktionsprogramm zur Erstellung von Bauteilen und Baugruppen. Mit Fusion 360 können auch Bühnenbildmodelle erstellt werden. Fusion 360 hat eine einfachere Benutzeroberfläche und besitzt im Gegensatz zu Inventor weniger Funktionen, eignet sich jedoch auch zur konstruktiven 3D Modellerstellung. 

Inventor: https://www.autodesk.de/products/inventor/
Professionelles Konstruktionsprogramm zur Erstellung von Maschinenbauteilen und Baugruppen. Kann auch für die Konstruktion von Dekorationsteilen und Modellen eingesetzt werden, erfordert aber sehr spezifisches Fachwissen. Eine umfangreiche 3D-Normmaterialien-Bibliothek ermöglicht die Erstellung von Konstruktionsplänen für Werkstätten. Modelle können in 3D konstruiert werden und anschließend zu 2D Übersichtszeichnungen und Konstruktionsplänen abgeleitet werden. Auch hier werden nachträgliche Änderungen automatisch in den Zeichnungen aktualisiert. 

MegaCAD: https://www.megacad.de/
Professionelles Konstruktionsprogramm mit ungefähr den gleichen Funktionen wie Inventor von Autodesk. Die Konstruktion und Modellerstellung findet als 3D-Modell statt und kann im Anschluss auf 2D-Zeichnungen ausgegeben werden.

Interface Inventor

Gemeinsames Besprechen von dreidimensionalen Entwürfen

Sketchbox VR: www.sketchbox3d.com/creation
Software für kollaboratives, räumliches Prototyping in VR. kostenloses, eigenständiges Programm zum Modellieren in VR. Modelle können als .obj und .fbx importiert und als .fbx exportiert werden.

Mozilla Hubs: https://hubs.mozilla.com
Auch die Social-VR Plattform Mozilla Hubs kann genutzt werden, um szenische Entwürfe in Virtual Reality zu besprechen. Dazu müssen die 3D-Daten allerdings in dem WebXR tauglichen Format .glb vorliegen und die Szene im kostenlosen Editor (https://hubs.mozilla.com/spoke ) vorbereitet werden. Mozilla Hubs bietet keine Werkzeuge für Vermessungen oder Annotationen, dafür ermöglicht der Einsatz der browserbasierten WebXR-Technologie einen einfachen Einstieg für Gäste und die Möglichkeit auch ohne VR-Brille teilzunehmen.

meetinVR: www.meetinvr.net
meetinVR ist eine Anwendung für virtuelle Team-Besprechungen und Präsentationen. Ähnlich wie bei Mozilla Hubs ist die Anzahl der Teilnehmer:innen beschränkt, dafür gibt es hier aber Werkzeuge für gemeinsames Arbeiten: so können neben der klassischen Bildschirmteilung auch Dokumente geteilt werden und Ideen auf Whiteboards entwickelt werden. 3D-Daten können im Format .gltf oder .fbx importiert werden – allerdings ist der Maßstab der 3D-Modelle eingeschränkt, so dass nur Tischbesprechungen z.B. an einzelnen Bauteilen und Bühnenbildern möglich sind. Die Nutzung temporärer Meetingräume ist kostenlos – sollen die Besprechungen zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt werden und die Whiteboards und Pinnwände bestehen bleiben, wird ein kostenpflichtiges Benutzerkonto benötigt. 

Spatial.io: https://spatial.io/
Spatial.io  ist wie MeetinVR eine Anwendung für virtuelle Team-Besprechungen und Präsentationen. Auch hier liegt der Fokus auf Ideenfindung und Prototyping. 3D-Modelle können ebenfalls importiert werden, allerdings ist der Maßstab und die Dimension eingeschränkt. An den Meetings kann man sowohl über eine VR-Brille als auch über einen Laptop oder PC “zweidimensional” teilnehmen.