Kurz empfohlen: Virtuelle Meetingräume 3D

Durch die Pandemie ist das Interesse an digitalen Meetingräumen gestiegen und auch die Zahl der Tools hat sich enorm vergrößert. Dabei können Meetings mittlerweile nicht nur als einfaches Videotelefonat stattfinden sondern erobern den virtuellen Raum.

Videokonferenz-Programme wie Zoom, Skype, Microsoft, Hop-In oder Big Blue Button – bei denen die Kommunikation mithilfe einer Webcam auf den zweidimensionalen Bildschirm übertragen wird – sind nicht erst seit den Einschränkungen der Corona Pandemie in (fast jeden) Büroalltag eingezogen und kaum mehr wegzudenken. 

Dreidimensionale Meetingräume bedienen sich den räumlichen Möglichkeiten in digitalen Welten. Solche “Meetingräume” kommen ursprünglich aus dem Bereich des Social-Gaming, bei denen sich die User in selbst geschaffenen virtuellen Welten treffen, um sich auszutauschen und “abzuhängen”. Bei diesen Räumen steht das digitale Treffen in einer eigens erbauten Welt im Vordergrund, mit der sich die Nutzer identifizieren können. Dafür werden auch eigene Avatare ausgewählt oder erstellt, mit denen man im digitalen Raum identifiziert werden möchte. Die Steuerung erfolgt entweder über Maus und Tastatur am Bildschirm, über App auf dem Smartphone oder ein VR-Headset. Dreidimensionale Meetingräume können klassischerweise auch die Tonspur übertragen, besitzen aber aufgrund der räumlichen Eigenschaften weitere spannende Funktionen: z.B. können 3D-Modelle importiert und besprochen, Präsentationen auf Podien gehalten oder ganze Ausstellungen geschaffen werden. Ebenso kann ein räumlicher Sound eingestellt werden, um Gesprächskreise wie in der analogen Realität gewissen Bereichen zuzuordnen. 

2.5D-Meeting Räume

Wonder.me: https://www.wonder.me
Wonder.me unterscheidet sich von klassischen Konferenz-Anwendungen dadurch, dass die Nutzer:innen sich auf wie auf einem zweidimensionalen Grundriss bewegen können und sich somit dynamisch mit den Personen unterhalten können, die in der Nähe sind. 

Gather.town: https://www.gather.town
Ähnlich wie Wonder.me ist Gather.town eine Mischung aus üblicher Videokonferenz und einer freien Bewegung auf einem zweidimensionalen Spielfeld und bietet die Möglichkeit, Räume und spielerische Interaktionen selbst zu gestalten. Die Grafik erinnert an 8-Bit Spiele der 80er und 90er Jahre – gerade diese spielerische Abstraktion macht hier den Reiz aus.  

Virtuelle Meeting Räume für kleine und mittelgroße Gruppen

Mozilla Hubs: https://hubs.mozilla.com
Mozilla Hubs ist der vielleicht einfachste und gleichzeitig inklusivste Einstieg in virtuelle Meetingräume. Das Angebot ist kostenlos, weitgehend geräteunabhängig und webbasiert. Das bedeutet, dass weder spezielle VR-Ausrüstung bereitstehen muss, noch eine besondere Software installiert werden muss, um an einer virtuellen Besprechung teilnehmen zu können. Die Zahl der Teilnehmer:innen ist pro Raum auf 32 begrenzt – diese Zahl lässt sich zwar hochsetzen, das geht aber meist auf die Audioqualität und kann zu erheblichen Leistungseinbußen führen. Ambitionierte Nutzer:innen können mit dem webbasiertern Editor Spoke (https://hubs.mozilla.com/spoke) eigene Szenen und Räume kreieren. 

meetinVR: https://www.meetinvr.com/
meetinVR bietet eine Möglichkeit für virtuelle Team-Besprechungen und Präsentationen. Ähnlich wie bei Mozilla Hubs ist die Anzahl der Teilnehmern:innen beschränkt. Dafür gibt es hier aber Werkzeuge für gemeinsames Arbeiten: so können neben der klassischen Bildschirmteilung auch Dokumente geteilt werden und Ideen auf Whiteboards entwickelt werden. Die Nutzung temporärer Meetingräume ist kostenlos – sollen die Besprechungen zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt werden und die Whiteboards und Pinnwände bestehen bleiben, wird ein kostenpflichtiger Account benötigt. 

Spatial: www.spatial.io
Anders als die gemeinsamen Besprechungsräume bei meetinVR erstellen Nutzer:innen bei Spatial ein eigenes virtuelles Arbeitszimmer, in das Gäste eingeladen werden können. Zur Ausstattung des virtuellen Büros gehören neben Whiteboards und Pinnwänden auch Schnittstellen zu vielen anderen kollaborativen Anwendungen wie Google Drive, Zoom und Slack und die Möglichkeit 3D-Objekte zu importieren. Die Anwendung ist für HoloLens und verschiedene VR-System verfügbar, kann aber auch ohne Softwareinstallation über den Browser genutzt werden. 

Engage: www.engagevr.io
Wie meetinVR und Spatial.io ist auch Engage auf eine professionelle Zielgruppe ausgerichtet. Hier liegt das Augenmerk aber nicht auf kleineren Teambesprechungen und Zusammenarbeit, sondern auf Präsentationen, Vorlesungen, Konferenzen und Tagungen. Die Software ist für die gängigen VR-Plattformen erhältlich, kann aber auch ohne VR-Brille genutzt werden. Der normale Account ist kostenlos, aber stark eingeschränkt – so können nur Meetings für maximal 3 Personen eingerichtet werden. Für größere Veranstaltungen und Hochschulen sind kostenpflichtige Accounts notwendig. 

Horizon Workrooms: https://www.oculus.com/workrooms
In digitalen Arbeitsräumen können Kolleginnen und Kollegen als Avatare miteinander interagieren — vorerst in einer offenen Beta-Version. Für die Nutzung von Horizon Workrooms sind ein Account sowie der Download und die Installation des Programms Horizon Workrooms auf einen Mac- oder Windows-Rechner nötig. Für den Ersteller eines Workrooms und für alle, die sich im virtuellen Raum mit ihrem Avatar aufhalten wollen, wird das Virtual-Reality-Headset Oculus Quest 2 vorausgesetzt. Auch ohne VR-Equipment kann man teilnehmen, jedoch ohne Avatar und den damit verbundenen Möglichkeiten, wie dem Übertragen der Handbewegungen in den virtuellen Raum.

Social-VR Netzwerke und Metaverses

Altspace VR: www.altvr.com
Eine der ältesten Plattformen für Social VR. Der Schwerpunkt liegt auf  Kommunikation, Meetups, Socializing, Events und kleinen Spielen. Die Darstellungsoptionen sind comicartig und sehr eingeschränkt. Mit dem kostenfreien Editor lassen sich auch eigene Welten schaffen, die mit anderen Nutzer:innen geteilt werden können. Die Anwendung ist erhältlich für die meisten VR-Systeme und über den Windows oder Steam-Store lässt sich auch eine 2D-Variante für die Nutzung ohne VR-Brille installieren. 

VR Chat: https://hello.vrchat.com
Im Vergleich zur bunten aber visuell einheitlichen Spielwelt von Altspace herrscht bei VRChat das kreative Chaos. Die Nutzer:innen können Aussehen und Dimension ihrer Avatare frei definieren und tun dies auch – so kann es passieren, dass sich auf einem öffentlichen Platz eine kleine fliegende Elfe und ein riesiger Dinosaurier in ein Gespräch mit einer zweidimensionalen Mangafigur zusammenfinden. Diese gestalterische Freiheit zieht sich auch durch weite Teile der Plattform, deren Welten durch die User frei erweitert werden und gestaltet werden können. So nutzten die Cyberräuber – gemeinsam mit dem Badischen Staatsballett und dem Choreographen Ronni Maciel – diese Möglichkeiten als virtuelle Bühne für ihre Inszenierung CyberBallet: https://youtu.be/3QnufJiFxmE .
Solche individuellen Inszenierungen und Welten können durch die Nutzung eines speziellen Plug-Ins für die Game Engine Unity3D erstellt werden. Mehr Informationen dazu gibt es hier: https://docs.vrchat.com 

NeosVR: https://neos.com/
NeosVR ist eine kostenlose Social VR Plattform, die es den Nutzer:innen erlaubt, als Avatare miteinander zu interagieren. Wo VR Chat den Umgang mit der Game Engine Unity3D voraussetzt, geht Neos noch einen Schritt weiter: es beinhaltet eine eigenständige Game Engine (noch basierend auf Unity), die umfangreiche Entwicklungswerkzeuge beinhaltet, um Spiele, Welten, Avatare und mehr für Neos zu erstellen.  Das langfristige Ziel des Entwicklers ist es, Neos zu einem voll funktionsfähigen VR-Betriebssystem und Metaverse zu entwickeln. Also einer virtuellen Umwelt, die Aspekte unseres sozialen, beruflichen und kulturellen integriert und als Nachfolgetechnologie des Internets funktioniert. Neos ist kostenlos für Microsoft Windows über Steam veröffentlicht und unterstützt derzeit mehrere verschiedene VR-Headsets. Ein Non-VR Modus ermöglicht den Zugang auch ohne VR-Brille.

Meta (Facebook) Horizon: https://www.oculus.com/facebook-horizon
Auch Meta (Facebook) arbeitet an einer eigenen Version eines Metaversums. Die Bedeutung, die Mark Zuckerberg dieser Entwicklung beimisst, zeigt sich auch in der Umbenennung des Facebook-Konzerns zu Meta Platforms Inc. Horizon ist noch nicht veröffentlicht, wird aber vereinfachte Möglichkeiten bieten, eigene Welten und einfache Spiele zu gestalten. 

 

Bildcredit: Gemeinsames Meeting vom digital.DTHG Team in engagevr.io

Autoren: Pablo Dornhege, Vincent Kaufmann

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