Bauprobe virtuell – warum?

Die Bauprobe ist ein wichtiger Meilenstein im Theaterproduktionsprozess, bei dem die Beteiligten meist zum ersten Mal physisch in großer Gruppe zusammen kommen: das künstlerische Team (allen voran der/die Bühnenbildner:in, aber auch Regie, Kostüm, Maske) und das technische Team (meist mit Technischer Leitung, Bühnenmeister:in, Beleuchtung, Ton- und Video sowie Werkstättenleiter:in). Bei der Bauprobe wird der zuvor im Modell abgegebene Bühnenbildentwurf auf der Bühne – mit einfachen Hilfsmitteln und Standardmaterialien – markiert. Dies ermöglicht allen Beteiligten, die Ideen und Dimensionen im Maßstab 1:1 auf der Bühne zu sehen und den Gesamteindruck in der Atmosphäre des Theaters wahrnehmen zu können sowie Sichtlinien zu überprüfen. Die Bauprobe dient der Besprechung und Überprüfung der technischen Machbarkeit und der Umsetzungsideen. Je nach Bühnenbildentwurf geht es auch um die Materialitäten, den Einsatz von Licht und Projektion. 

Hier gibt es eine interessante Parallele zum Entwicklungsprozess von Computerspielen: Dort übernimmt das sogenannte Greyboxing sehr ähnliche Funktionen, bei dem alle für das Funktionieren eines Computerspiels relevanten Teile prototypisch simuliert werden. Dabei geht es nicht um das finale visuelle Erscheinungsbild, weshalb meist einfache graue Würfel (daher der Name) als Platzhalter für eine spätere Levelarchitektur benutzt werden. Auf Grundlage des Greyboxings können dann die für die Weiterarbeit notwendigen Entscheidungen und Änderungen getroffen werden.

In diesem Teilprojekt wurden Methoden und Werkzeuge für die Durchführung Virtueller Bauproben gesucht – also Bauproben, die nicht physisch im Theater und auf der Bühne, sondern im virtuellen Raum und ortsunabhängig stattfinden können. Wie kann die VR-Technologie als Visualisierungs-, Gestaltungs-, Konstruktions- und Kommunikationsmedium am Theater integriert werden, auch über die Phase der Bauprobe hinaus? Grundlage für unsere Forschung ist ein von uns erstellter modellhafter Produktionsablauf, der die Komplexität des Entstehungsprozesses darstellt und potentielle Schnittstellen für die Arbeit mit oder in Virtueller Realität aufzeigt. 

 

 

Entstanden sind über 30 Blogbeiträge auf der digital.DTHG Webseite, die Basiswissen für Einsteiger vermitteln, Begriffe erklären, Projekte empfehlen und Zusammenhänge aufdecken. Dieses Wissen ist bislang auf über 12 Konferenzen und Symposien ausführlich präsentiert worden. Kernstück dieses Teilprojektes ist die Workshopserie „How to go Virtual”, die in Kooperation mit Verbänden und Kulturstätten mit den Teams von neun verschiedenen Theatern durchgeführt wurde und weitergeführt wird.

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