“Virtual Reality ist nichts für mich, da wird mir schlecht”, hören wir immer wieder, wenn es um VR geht. Die sogenannte Motion Sickness ist derzeit wohl eine der größten Einsatzbarrieren bei der Verbreitung von Virtual Reality. Wie entsteht Motion Sickness und was kann ich dagegen tun? Wir alle kennen Übelkeit bei Reisen oder auf See – unser Gehirn ist immer dann irritiert, wenn eine Diskrepanz zwischen der eigenen Bewegung und der Bewegung unserer Umwelt besteht, denn Augen und Gleichgewichtsorgan senden nicht-kongruente Informationen. Die Folgen sind Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Gleichgewichtsverlust, Übelkeit, bis hin zu Erbrechen. Das kann im schlimmsten Fall bis zu mehrere Stunden andauern.
Motion Sickness in VR nennt man auch die “umgekehrte Seekrankheit”: dem Gehirn wird in der Virtuellen Realität eine Bewegung vorgetäuscht (z.B. Treppensteigen, Flug, Achterbahnfahrt), während der Körper in realen Welt diese nicht ausführt bzw. erfährt. Der Effekt ist der gleiche, nur umgekehrt.
Eine Umfrage der Uni Köln mit 4.500 Personen im Jahr 2020 zeigt, dass “VR-Übelkeit trotz technischer Weiterentwicklungen noch immer ein Thema ist. Die folgende Grafik zeigt die am häufigsten genannten Probleme bei der VR-Nutzung. Motion Sickness wurde mit großem Abstand am häufigsten genannt. Zwei Drittel aller Befragten haben bereits Erfahrung mit VR-Übelkeit gemacht, ein Drittel gelegentlich, oft oder immer. Laut den Ergebnissen ist die Anfälligkeit bei Frauen nur geringfügig höher.”
Bild: Universität zu Köln / TH Köln
Motion Sickness tritt bei jedem Menschen unterschiedlich stark auf. Die Empfindlichkeit für Motion Sickness kann trainiert werden, um Körper und Gehirn daran zu gewöhnen. Was kann ich als VR-Nutzer bei auftretender Motion Sickness tun? Es empfiehlt sich zu Beginn: langsame Gewöhnung und ein mäßiger Gebrauch.
- Erste Hilfe Maßnahme: sofort die Augen schließen (Brille muss nicht sofort abgesetzt werden)
- wenn das kurzfristig nicht hilft: VR-Brille absetzen
- Pause machen, Frische Luft atmen, Trinken
Welche Gründe für Motion Sickness gibt es und wie kann ich als Entwickler Motion Sickness vermeiden:
- Bild in der VR- Brille bleibt durch Absturz des VR-Programms oder zu geringer Leistung des Notebooks stehen oder beginnt zu ruckeln.
- Geringe Framerate
- Latenz des Tracking Systems
- Ungeeigneter VR-Inhalt: z.B. 360 Grad Video mit viel Bewegung oder starke gezwungene Userführung / Höhen-Überwindung (visueller Content weicht zu stark von realem Bewegungszustand ab)
Autor:innen: Vincent Kaufmann, Franziska Ritter